in Verse gefaßt von Lehrer Emil Küßner
Der Hund steht vor! Der Jäger spannt zum Schusse das Gewehr, und ruhig sichernd liegt die Hand am Abzug.
Noch ist leer das Rübenfeld, wo Hühner sind. Der Jagdhund hört aufs Wort; er geht erst vor, wenn er vernimmt des Herren Ruf:Apport!
Und surrend steigt empor geschreckt, das Volk hoch in die Luft und Schuß auf Schuß das Echo weckt bis alles ist verpufft. Und suchend bringt der Hühnerhund die Beute stolz daher, und weitersuchend in dem Rund des Feldes – immer mehr.
Die Strecke ist diesmal recht groß – die „Galojen“ werden voll.
Mein Freund, ein lieber Jagdgenoß‘, spendiert gleich Alkohol.
Wir ruh’n im Gras, die Sonne brennt, wir zieh’n die Röcke aus,
der Schweiß in hellen Strömen rennt – und bald geht’s froh nach Haus.
Und sonntags auf der Tafel steht ein Rebhuhnbraten zart,
so zart, daß er im Mund zergeht, man streicht sich satt den Bart.
Zum Nachtisch gibt’s ne Flasche Bier wie es ist Jägerart, vielleicht sind’s auch drei oder vier, daran wird nicht gespart. So köstlich ist die Hühnerjagd, erst Luft und viel Pläsier, und dann wird man schön satt gemacht – und dann das kühle Bier!
Zuletzt ein jeder sich besinnt auf tolles Jagdlatein, und jeder lügt, und jeder spinnt – so muß ein Jäger sein! Denn in der Narrheit wird man froh, warum denn traurig sein? Das Leben ist doch nur soso – wie bald ist man allein!
Wenn dann das letzte Halali klingt, schließt sich dein Auge zu. Ein besseres Jagdgebiet Dir winkt – das Feld der „letzten Ruh“. Wer diese Jagd hört in der Nacht, den faßt ein tiefes Grausen, er hört den Lärm, das Hundgeblafft und ein unheimlich Sausen.
Die Ahnen glaubten, daß auf der Jagd Dir droben sei beschieden -die wilde Jagd in Neujahrsnacht, Odin mit seinen Rüden. Schnell unter Deck! Nun wird es still, verstopft sind deine Ohren,
und bald sind Lärmen und Gebrüll in weiter Fern verloren.
Anmerkung: Dieses Gedicht „Ein Jagdtag in Sollecken“ wurde von dem Lehrer und Jäger Emil Küßner am 12. April i960 an seinen guten, früheren Jagdfreund, Revierförster Friedrich Konietzko, Brandenburger Heide, geschrieben.
Emil Küßner war Lehrer in Legnitten, Kirchspiel Pörschken, Kreis Heiligenbeil, Ostpreußen.
Das „Feld der letzten Ruh“ (Grabstätte) von Revierförster Friedrich Konietzko ist auf dem Friedhof in Hankensbüttel, Kreis Gifhorn, in der Lüneburger Heide. Er verstarb am 15. Januar 1965.
Das Gedicht und diese Einzelheiten wurden eingereicht von seinem Sohn Lothar E. Konietzko, USA.
Sollecken war ein ganz kleines Dörfchen und bestand 1939 aus fünf Gehöften. Mit den dazugehörenden Ortsteilen Kämmershöfen und Kor-schelken hatte es bei der Volkszählung am 17. Mai 1939 insgesamt 179 Einwohner.
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