Mann Gottes von Pörschken!

Vor mehr als 150 Jahren wirkte in dem malerisch am Rande der Brandenburger Heide gelegenen Kirchdorf Pörschken der Pfarrer Johann Jakob von Schaewen. Er scheint ein eigenwilliger Herr gewesen zu sein. In einer Predigt soll er seiner nicht gerade frommen Gemeinde und den in der Kirche oft schlafenden Bauern erklärt haben: „Liebe Gemeinde! Wenn der Herrgott mich am jüngsten Tage vor sich fordern wird, dann wird er mich fragen: „Mann Gottes von Pörschken, wo hast du die Schafe, die ich dir gegeben habe?“ Dann werde ich verstummen müssen. Der Herr wird zum zweiten Male fragen: „Mann Gottes von Pörschken, wo hast du meine Schafe?“, und ich werde wieder nicht antworten können. Wenn aber der Herrgott zum dritten Male fragt: „Mann Gottes von Pörschken, wo hast du meine Schafe?“, und ich werde wieder schweigen müssen, dann wird der Herr sagen: „Mann Gottes von Pörschken, Schafe habe ich dir gegeben, aber Ochsen hast du mir gebracht!“

Darauf soll der alte Bauer und Kirchenvater Plog aus Patranken zu seinem Nach­barn verschmitzt gesagt haben: „Da micht ons Herrgott noch nich moal e schlechte Tuusch gemoakt hebbe.“ –

Nach einer anderen Version soll der Pfarrer von Schaewen, damaliger Sitte ge­mäß, in seinen Predigten oft die plattdeutsche Sprache gebraucht und seiner Ge­meinde Pörschken ihrer Sünden wegen harte Vorwürfe gemacht haben. Als er dabei das jüngste Gericht in lebhaften Farben schilderte, sprach er voll Eifer: „On wenn denn Gott de Herr rope ward: ‚Mann Gottes aus Pörschken, wo hast du deine Schafchens, die ich dir anvertraut habe?‘, on öck war mi noa ju ömsehne, denn hefft ju all aller de Diewel gehoalt!“

Mögen die Beweggründe und Ausdrücke, mit denen Pfarrer von Schaewen seine Pörschker Predigt gehalten hat, verschieden überliefert und ausgelegt worden sein, die bemerkenswerten Worte „Mann Gottes von Pörschken“ stammen sicher von ihm. Sie wurden bald allgemein in ganz Natangen als ein Sprichwort gebraucht, das Ablehnung, aber in gewissem Maße auch Bewunderung ausdrücken sollte.

Quelle: “Sagen und Schwämke aus Natangen”

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